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Nuttlarer Revier

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Geologie  [Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gebäude für die Schiefer Bearbeitung

Die Schiefervorkommen des Nuttlarer Reviers gehören den sogenannten Flinzschichten an, die hier die Grenzschichten des höchsten Mitteldevons (Givet) zum Oberdevon (Adorf) bilden. Sie bestehen aus einer Wechselfolge von Tonschiefern und Kalksteinbänken, die auf der Nordflanke des Ostsauerländer Hauptsattels vielfach gefaltet auftreten. Die einzelnen Schieferlager erreichen Mächtigkeiten von 3 bis etwa 15 Metern und werden durch Kalklagen von Dezimeter- bis einigen Metern Stärke voneinander getrennt. Entsprechend der Faltung fallen die Schichten ganz unterschiedlich ein; z. T. liegen sie auf den Sattelnordflanken auch überkippt. Die Schieferung dagegen zeigt im gesamten Revier ein recht gleichmäßiges Einfallen von 35-45° nach Südosten. Die Qualität der einzelnen Schieferlager war unterschiedlich: Einige Lager zeigten gut spaltbare Schiefer, die zur Dachschieferherstellung geeignet waren, aus anderen Lagern ließen sich nur dickere Platten gewinnen. Derartige stärkere Schieferplatten waren zeitweilig das Hauptprodukt der Schiefergruben im Nuttlarer Revier. Sie wurden als Tischplatten, Treppenstufen, Wandverkleidungen usw. verwandt. Der Abbau und die Bearbeitung derartiger Platten konnten schon relativ früh mechanisiert werden.

Geschichte [Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Schieferbergbau im Nuttlarer Revier lässt sich bis mindestens in das 16. Jahrhundert zurückverfolgen: Im Jahre 1590 wurden „Schiefersteinkuhlen“ bei Antfeld gegen eine Summe von 400 Reichstalern verpfändet. 1606 fordert der Freiherr von Fürstenberg Schiefer aus

Bergleute Franz Ernst und Franz Gödde beim Transport des Schiefers aus der Königsgrube (1927)

Antfelt für den Bau seines neuen Sitzes an. Im Anfang des 18. Jahrhunderts war der Antfelder Schieferbergbau offenbar gut organisiert. Die Brüche waren in fünf Betriebe aufgeteilt, die an jeweils vier „Bergknaben“ verpachtet waren. Im Jahre 1706 wurden beispielsweise aus allen Gruben zusammen 399 Fuder Schiefer gefördert, die auch in die weitere Umgebung bis nach Soest, Beckum oder Paderborn geliefert wurden. Die Verwaltung der Gruben und der Verkauf wurde zentral von der Antfeld´schen Gutsverwaltung vorgenommen. Der Verkaufserlös betrug für das Fuder Dachschiefer 1,70 bis 2 Reichstaler, wovon die „Bergknaben“ 1 Reichstaler erhielten.

Im 19. Jahrhundert betrieben die Pächter dagegen die Gruben auf eigene Rechnung und mußten feste Förderzinsen entrichten. Bis zum Jahre 1850 hatten sich die Schiefergrubenpächter in Antfeld, zeitweilig unter Beteiligung von englischem Kapital, zu zwei Gesellschaften zusammengeschlossen, die vornehmlich die beiden Gruben „Egon“ und „Antfelderbruch“ betrieben.


Der Schieferbergbau in Nuttlar lässt sich urkundlich seit dem Jahre 1709 nachweisen, ist aber womöglich älter. Um 1856 erwarb die Kommanditgesellschaft „Gessner & Co.“ einige kleine Schieferbrüche im Raum Nuttlar und führte sie zur Grube „Ostwig“ zusammen. Durch Aufkauf konnte die Gesellschaft dann nach und nach die meisten Schiefergruben in Nuttlar in ihren Besitz bringen. Trotz der relativ ungünstigen Verkehrsanbindung entwickelte sich das Unternehmen sehr gut und wurde 1867 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Sowohl die Konzentration auf die Herstellung von Schablonenschiefer wie die frühzeitige Einführung von Maschinen zur Bearbeitung von größeren Schieferplatten trugen zum wirtschaftlichen Erfolg bei. Nach einer finanziellen Krise der Schieferbau-Aktiengesellschaft im Zusammenhang mit dem Krieg 1870/71, blühte sie aber schon bald wieder auf. Vor allem die Eröffnung der Ruhrtalbahn 1873 sicherte den Nuttlarer Schiefergruben dann den Zugang auch zu weiter entfernten Absatzmärkten. Bis dahin hatte der Schiefer erst zu den Bahnhöfen in Soest und Lippstadt transportiert werden müssen.

Der Abbau konzentrierte sich immer mehr auf den Tagebau der Grube „Ostwig“, dessen leicht zugängliche Vorräte sich aber gegen 1880 erschöpften. Bereits 1878 wurde deshalb mit dem Auffahren des etwa 400 m langen „Kaiser-Wilhelm-Stollens“ begonnen und der Schritt zum Tiefbau vollzogen.
Dieser Stollen durchfuhr zunächst eine steil bis überkippt einfallende Sattelnordflanke, die dünne Schieferlager von guter Qualität enthielt und dann die lange, mit etwa 30 – 40° nach Süden einfallenden Südflanke des Sattels. Es traten hier vier bauwürdige Schieferlager auf, die als „Unteres“, „Mittleres“ und „Oberes Lager“ bezeichnet wurden. Das jüngste Lager lieferte vornehmlich Plattenschiefer und wurde deshalb „Plattenlager“ genannt.

Seit etwa der Jahrhundertwende stagnierte die Entwicklung der Gruben, weil einerseits ein Teil der Märkte durch neue Zollbestimmungen in verschiedenen Nachbarländern verlorenging und andererseits bei meist stagnierenden, teilweise sogar sinkenden Erlösen für die Schieferprodukte die Lohn- und Sozialkosten deutlich stiegen. So führte z. B. die Verkürzung der Arbeitszeit von 12 auf 8 Stunden bei der Nuttlarer Aktiengesellschaft zu einem Produktionsrückgang von 10%. Zu dieser Zeit betrugen die Schichtlöhne der Arbeiter knapp 3 Mark. Ein zusätzliches Einkommen erlangten die Bergleute dadurch, dass sie in der Freizeit Kleinlandwirtschaft betrieben oder anderen Nebenbeschäftigungen nachgingen. Die Arbeiter der Nuttlarer Schieferbau-Aktiengesellschaft waren Mitglieder eines Konsum-Vereins, der mit Unterstützung der Werksleitung eine preisgünstige Versorgung mit Lebensmitteln sicherte.

Nach dem 2. Weltkrieg verbesserte sich die Lage der Nuttlarer Schiefergruben vorübergehend noch einmal. Die wichtigsten Gruben waren in Nuttlar die Grube „Ostwig“, in der um 1980 etwa 2000 Tonnen Schiefer pro Jahr erzeugt wurden und die kleine Grube „Füchtenzeche“, die ausschließlich Schieferplatten produzierte. In Antfeld arbeiteten zuletzt noch die Gruben Königsgrube und Egon II und in Bestwig lagen am Ausgang des Valmetals die Gruben „Adam“ und „Eva“. Alle diese Gruben mussten im Verlauf der siebziger und achtziger Jahre ihren Betrieb einstellen. Als letzte Grube des Nuttlarer Reviers schloß die Grube „Ostwig“ zu Beginn der neunziger Jahre.

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Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]